Historische Rückblicke leben von Dokumentationen, Archiven, Bild- und Tonaufnahmen, Erzählungen, Fundstücken, Gebäuden und eigenen Erfahrungen. Die folgenden Ausführungen sind ebenso entstanden und zusammengefügt. Viele Leserinnen und Leser werden sich hier sicherlich wiederfinden, können vielleicht auch manches ergänzen und ebenso zahlreiche andere Geschichten erzählen.
Eines vorab: Der nunmehr seit 120 Jahren bestehende Kindergarten „St. Marien“ in Magdeburg-Sudenburg taucht auch im Archiv des Caritasverbandes Magdeburg immer wieder auf. Die Fundstücke zeigen die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Caritas. Dafür stehen die vielen engagierten Menschen, die den Kindergarten getragen, fachlich gestaltet und mit Leben gefüllt haben.
Beim Lesen der historischen Dokumente, ergänzt durch Gespräche mit Mitarbeiterinnen, kristallisiert sich ein prägender Satz heraus, der das Handeln der Beteiligten zu allen Zeiten deutlich werden lässt, an dem
sie Orientierung gefunden und Inspiration erlebt haben:

Die Caritas im Bistum Magdeburg: Nah am Menschen
Das Engagement für Kinder und Familien –
Der Kindergarten im Zentrum
1. Die Entstehungsgeschichte der Kindergärten im Bistum Magdeburg
- Die Entstehung der ersten Kindergärten
- Die Zeit des Nationssozialismus
- Ende der Kriegszeit
- Die DDR-Zeit
- Die Nachwendezeit
- Heute
2. Vom Beginn bis heute – Die caritative Arbeit im Bistum Magdeburg
3. Ein Überblick – Die Caritasdirektoren
4. Die Entwicklung der Referate für Kindergärten im Caritasverband
- Das Referat Kinderfürsorge im Caritasverband Magdeburg
- Das Referat Erziehung im Caritasverband für das Bischöfliche Amt Magdeburg
- Das Referat Kindertagesstätten, FSJ und Bahnhofsmission im Caritasverband für das Bistum Magdeburg
- Das Referat Kindertageseinrichtungen und Horte im Caritasverband für das Bistum Magdeburg e.V.
5. Ob Kindergarten oder Kindertageseinrichtung – Orte des gelebten Glaubens
6. Gesellschaft und Bildung
7. Qualifizierung des Fachpersonals
8. Die Fachberatung
9. Der Fachverband KTK (Katholische Tageseinrichtungen für Kinder)
10. Unterstützung und Förderung – Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken
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Die Kindergärten im Bistum Magdeburg
Der erste katholische Kindergarten „St. Marien“ in Magdeburg-Sudenburg wurde im damaligen Kommissariat Magdeburg (so hieß das damals...) im Jahr 1898 gegründet. Die Entstehung dieses ältesten Kindergartens ist dem Engagement der Grauen Schwestern der Heiligen Elisabeth zu verdanken. Kindergärten wurden zunächst unter dem Aspekt der Betreuung gesehen und so entstanden zunächst eher Bewahranstalten, die durchaus der Liebestätigkeit der Kirche, also der Diakonie, dem Dienst am Menschen, zuzuordnen waren.
Kindergärten wurden meist von Ordensschwestern wie den Grauen Schwestern der Heiligen Elisabeth, aber auch von Franziskanerinnen, Karmelitinnen, den Armen Schulschwestern und den Schönstatt Marienschwestern, gegründet. So wurde beispielsweise im Jahr 1920 in Wanzleben ein Kindergarten von den Schwestern der Göttlichen Liebe aus der Taufe gehoben. Im Frühjahr 1928 wurde in Merseburg, auf Grund veränderter sozialer Bedürfnisse in der Bevölkerung, ein katholischer Kindergarten von den franziskanischen Ordensschwestern aus Salzkotten eröffnet. Alle diese Einrichtungen wurden zunächst von Ordensschwestern geleitet. Jahrzehnte später, im Jahr 1973, waren schließlich nur noch neun Ordensschwestern in einer Leitungstätigkeit. Schwester M. Josefa Sommer, eine Schönstatt Marienschwester, war als letzte Vertreterin ihrer Zunft bis zum Jahr 2016 in Bitterfeld als Leiterin tätig.
Vergangenheit und Gegenwart
Die Zeit des Nationssozialismus
Der Kindergarten in Burg war der einzige aus der Riege der katholischen Kindergärten, der im Nationalsozialismus von der Schließung nicht betroffen war. Alle anderen bestehenden katholischen Kindergärten wurden von den Nationalsozialisten geschlossen. Schriftliche Unterlagen dazu gibt es nicht – konnten doch in der damaligen Zeit jegliche Aktennotizen für Betroffene lebensgefährlich werden und zudem eine Bedrohung für weiteres christliches Wirken darstellen.
Ende der Kriegszeit
Zwischen 1945 und 1947 wurden katholische Kindergärten wiedereröffnet. Neugegründet wurde die Kindergärten in Wittenberg, Bitterfeld, in Halle-Süd, Halle-Ammendorf und Zeitz.
Die DDR-Zeit
Zu DDR-Zeiten war es kaum möglich, neue katholische Kindergärten zu eröffnen. Lediglich in Torgau konnte dies gelingen – und das nur unter größten Schwierigkeiten. Es galt vielmehr, die bestehenden Kindergärten zu halten, zu stabilisieren und ihr Profil zu schärfen. In den Kirchengemeinden gab es insgesamt 19 Kindergärten und einen Kinderhort, in denen insgesamt etwa 300 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren betreut wurden.
Die Nachwendezeit
In der Nachwendezeit wurden neue Kindertageseinrichtungen gebaut oder aus kommunaler Trägerschaft übernommen. So kamen neue Kindertageseinrichtungen dazu – in Ascherleben, Badersleben, Genthin, Delitzsch, Dessau, Köthen, Lutherstadt Eisleben, Sangerhausen, Staßfurt und Schkeuditz; und große Horte in Magdeburg, Halle, Oschersleben und Haldensleben.
Heute
Im Jahr 2018 sind 39 katholische Kindertageseinrichtungen im Bistum Magdeburg zu Hause, davon sind vier große Horteinrichtungen an Grundschulen. Es gibt in Dessau ein anerkanntes Montessori-Kinderhaus und eine Reggio-Einrichtung in Naumburg, weitere pädagogische Ansätze in den Kindertageseinrichtungen gehören ebenso zum Repertoire. Die meisten Einrichtungen befinden sich in Trägerschaft von Pfarrgemeinden. Insgesamt werden in den Einrichtungen über 3.000 Kinder im Alter von unter einem Jahr bis zum 14. Lebensjahr betreut.
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Die Caritasdirektoren
Die vom jeweiligen zuständigen Bischof benannten Diözesan-Caritasdirektoren prägten und prägen auf ihre Weise und mit je eigenem Engagement die Arbeit der Caritas – und damit auch den Einsatz der Caritas für die katholischen Kindertageseinrichtungen. Hier die Namen der Direktoren seit 1939:
Caritasdirektoren | Ernennungsjahr | |
Heinrich Solbach | 1939 | Prälat + Pfarrer |
Theodor Hubrich | 1959 | Pfarrer + späterer Weihbischof |
Joachim Hoffmann | 1964 | Pfarrer |
Bruno Scholz | 1974 | Pfarrer |
Markus Hildebrand | 1981 | Pfarrer |
Günther Brozek | 1988 | Pfarrer, späterer Domkapitular |
Franz Jorgol | 1998 | |
Bernhard Brantzen | 2009 | |
Klaus Skalitz | seit 2013 |
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Die caritative Arbeit im Bistum Magdeburg
Im Bistum Magdeburg geht die caritative Arbeit auf das Engagement der Grauen Schwestern der Heiligen Elisabeth zurück, die zunächst im ambulanten Krankenpflegedienst tätig waren; diese Ursprungszeit liegt im Jahr 1867. Das Bistum Magdeburg selbst wurde erst im Jahr 1994 eigenständig. Bis dahin gehörte es zum Erzbistum Paderborn und demzufolge war auch der Caritasverband „à la Paderborn“ organisiert.
Der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, zu dem damals, wie erwähnt, auch das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg gehörte, hatte seine Gründungsversammlung im Jahr 1915. Als innere Gründe des Zusammenschlusses, wie es im Protokoll der Gründungsversammlung zu lesen ist, wurden beschrieben:
„Freie Liebestätigkeit ist notwendig und wird immer notwendig sein, sie kann: • Pionierarbeit leisten, neue Bedürfnisse feststellen, neue Gedanken zur Ausführung bringen, • individuell arbeiten, sich des einzelnen Falles in besonderer Liebe annehmen, • religiös arbeiten.“ |
In diesem Sinn wurde auch die Caritasarbeit im Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg organisiert. Im Jahr 1946 gründete sich, nach dem Ende des Krieges, der Caritasverband für das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg neu. Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg gehörte nun zur sowjetisch besetzten Ostzone. Die Folge: eine Trennung des östlichen vom westlichen Teil der Erzdiözese Paderborn.
Fast drei Jahrzehnte später, im Jahr 1973, wurde eine Institution errichtet, die offiziell noch zum Erzbistum Paderborn gehörte. Ihr Name: Bischöfliches Amt. Und so kam es zur „Dienststelle Caritasverband“ für das Bischöfliche Amt Magdeburg.
Im Jahr 1990 wurde der Caritasverband für das Bistum Magdeburg gegründet und in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Magdeburg eingetragen; offiziell wurde der neue Name 1995. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich seit 1994 in Magdeburg-Sudenburg, Langer Weg 65–66. Zuvor war der Sitz seit 1971 auf dem heutigen Gelände des Kindergartens „St. Marien“ in der Braunschweiger Straße 18.
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