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Referate für Kindergärten

Seit 70 Jahren begleitet, fördert und unterstützt der Caritasverband im Bistum Magdeburg kontinuierlich die fachliche und religionspädagogische Arbeit in den katholischen Kindergärten – heute nennen wir sie Kindertageseinrichtungen –, übernimmt sozialpolitische Aufgaben und Vertretungen und sorgt für die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte.


Kinderfürsorge:

Es begann mit dem Referat Kinderfürsorge: Der Caritasverband in Magdeburg sowie die gesamte Kirche im Diasporagebiet standen zum Kriegsende vor großen neuen Herausforderungen. Not und Elend, Flüchtlingsströme aus dem Osten – das besondere Engagement für Kinder und Familien war dem damaligen, nun für den neu aufzubauenden Caritasverband berufenen Caritasdirektor Heinrich Solbach ein großes Anliegen.

Somit entstand 1948 im Caritasverband Magdeburg das Referat Kinderfürsorge und Katharina Klemt wurde als Referentin vom Caritasdirektor für diese wichtige und intensive Aufgabe benannt. Katharina Klemt stellte sich als Diözesan-Jugendleiterin mit hohem Engagement der neuen Herausforderung. Ihr Ziel: die 19 katholischen Kindergärten wieder aufzubauen, gut aufzustellen und fachlich zu begleiten. Dabei blieb die Trägerschaft für die katholischen Kindergärten bei der jeweiligen Kirchengemeinde oder Ordensgemeinschaft.

Katharina Klemt stand ganz im Dienst des caritativen Engagements, von dem heute noch zu hören ist. So schrieb Pfarrer Günther Brozek als langjähriger Vorsitzender des Caritasverbandes im Jahr 2000 im Nachruf für Katharina Klemt: „Durch ihr hohes Engagement wurden 11 Kinderheime und ein Säuglingsheim gegründet. Gleichzeitig wurden Kindergärten wiedereröffnet, die in der Zeit des Nationalsozialismus per Gesetz geschlossen wurden. Der Referentin Katharina Klemt blieb nur kurze Zeit zum Aus- und Aufbau von Kindereinrichtungen, denn von der damaligen sowjetischen Besatzungsmacht waren neue katholische Kindertageseinrichtungen untersagt.

Aber bald hatte sie einen neuen Weg für die Betreuung der drei- bis sechsjährigen Kinder gefunden: Religiöse Kleinkindtage wurden eingeführt, die später auch Frohe Herrgottsstunden genannt wurden.
Katharina Klemt hat sehr überzeugend auf die damaligen Geistlichen, Seelsorgehelferinnen, Mütter und anderen Helferinnen gewirkt, so dass Mitte der 50er Jahre in 70 Einrichtungen ca. 2.000 Vorschulkinder betreut wurden. Um den vielen Mitarbeiterinnen in der gesamten Kleinkindarbeit das psychologische und pädagogische Fingerspitzengefühl zu vermitteln, organisierte sie Kurse, gab Unterricht im Seelsorgehelferinnenseminar und erarbeitete Handreichungen. Bereits 1956 unterrichtete sie als Gastdozentin neben ihrer Tätigkeit als Diözesanreferentin in Magdeburg im Kindergärtnerinnen-Seminar des Deutschen Caritasverbandes in Berlin-Nikolassee und Berlin-Michendorf.

1964 wurde ihr durch Kardinal Alfred Bengsch die Leitung des Kindergärtnerinnen-Seminars Berlin-Michendorf übertragen. Unsere Hochachtung gilt dem Werk und Leben von Katharina Klemt. Mit ihrem Lebenswerk begründete sie unser heutiges Tun in der Kleinkindpädagogik.


Erziehung


Knapp vier Jahrzehnte später wurde aus dem Referat Kinderfürsorge das Referat Erziehung – verbunden mit einer Aufgabenvielfalt, die fachlich qualifiziert und gut koordiniert werden musste.

Die Diözesanjugendleiterin Waltraud Kasperczyk trat diese Leitungsposition an und die intensive Betreuung von Kindergärten gewann neue Konturen – nicht zuletzt aufgrund von neuen Mitarbeiterinnen.

Margot Stoof, die auch viele Jahre den Kindergarten „St. Marien“ leitete, wurde im Caritasverband für die Kindergärten der Stadt Magdeburg zuständig. Außerdem wurden ihr die Bereiche Kindererholung, Ausbildung, Aspirantur und Praktika, RKW-Einsatz sowie die Materialbeschaffung für Kindergärten übertragen.

Für die Frohen Herrgottstunden wurde Andrea Salzmann als Referentin angestellt. Die geringe Zahl der Kindergärten zu DDR-Zeiten machte es weiterhin erforderlich, katholischen Vorschulkindern den Weg in die Gemeinden zu eröffnen. So wurden die Religiösen Herrgottstunden weiter ausgebaut und im jeweiligen Dekanat wöchentlich in den Gemeinden von je einer Kindergärtnerin angeboten.

Das Referat Erziehung im Caritasverband begleitete und unterstützte die katholischen Kindertageseinrichtungen in einer Gesellschaft, in einem Staat, der sich aus heutiger Sicht als Erziehungs- und Fürsorgestaat zeigte.

Die staatlichen Kindergärten gehörten in das Bildungssystem der DDR und hatten ein eigenes Bildungsprogramm. Der Erziehungsgedanke, das Erziehungsprogramm mit dem End-Ziel einer sozialistischen Persönlichkeit kam in allen staatlichen Einrichtungen in gleicher Weise zum Tragen.

Demgegenüber die Katholischen Kindertageseinrichtungen: Sie wurden staatlich nicht gefördert und sie hatten ihr eigenes Programm. Die Wartelisten auf einen Kindergartenplatz in einer katholischen Einrichtung waren dennoch – oder gerade deshalb – sehr lang und Eltern wählten einen katholischen Kindergarten gern für ihr Kind.


Kindertagesstätten

Es kam zur nächsten Entwicklungsstufe und das Referat Kindertagesstätten, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Bahnhofsmission wurde installiert. Mit Gerda Scholze, die 1988 die Arbeit im Referat übernahm, wurden wieder neue Akzente in der fachlichen Begleitung von Kindertageseinrichtungen gesetzt; und trotz der Aufbauphase der Freiwilligendienste ab 1991, die Gerda Scholze in der Nachwendezeit mit viel Engagement meisterte, war und blieb die Qualifizierung und Profilbildung der katholischen Kindertageseinrichtungen ein Schwerpunkt des Referates.

Gerda Scholze, zuvor Kindergartenleiterin in Halle-Ammendorf, setzte sich für die Qualifizierung der Leiterinnen ein. Es gab Kurse, Begegnungstage und Konferenzen. Und ganz besonders zentral: Die Vorbereitung eines Qualitätssystems für Kindertageseinrichtungen wurde ins Leben gerufen.

Die Montessori-Pädagogik hielt Einzug in den katholischen Kindertageseinrichtungen. Es wurden die dazugehörenden Kurse angeboten, die von einer Vielzahl der Erzieherinnen aus dem Bistum Magdeburg wahrgenommen wurden.

Neue Kindertageseinrichtungen entstanden und mussten fachlich gut begleitet werden. Die Gesetze für Rahmenbedingungen und Finanzierungen von Einrichtungen waren ein neues Gebiet für Träger, Kindergartenleiterinnen und auch für das Referat.
Auch die Frohen Herrgottstunden gehörten weiterhin selbstverständlich zur Arbeit des Referates, auch wenn diese nicht mehr nur allein von Kindergärtnerinnen durchgeführt wurden.

Im Nachruf für Gerda Scholze schreibt der Diözesan-Caritasdirektor Klaus Skalitz im Jahr 2014: „Gerda Scholze war langjährige Mitarbeiterin im Diözesan-Caritasverband und zuletzt als Referentin für die Bereiche Kindertagesstätten, Bahnhofsmission und Freiwilliges Soziales Jahr zuständig. Der Verband dankt ihr insbesondere für die Beratung und Begleitung in der schwierigen Übergangszeit nach der Wende in das neue System der öffentlichen und Freien Wohlfahrtspflege.“

Die vielfältigen Herausforderungen im Referat waren nur mit einer bundesweit gut ausgebauten Netzwerkarbeit zu leisten. Dafür sorgte Gerda Scholze. Durch die Einbindung des Fachverbandes des Caritasverbandes KTK-Bundesverband (Katholische Tageseinrichtungen für Kinder) gelang es ihr, fachliche Themen so aktuell wie möglich für die Kindertageseinrichtungen im Bistum Magdeburg umzusetzen.


Kindertageseinrichtungen und Horte

Ab dem Jahr 2004 legte der Caritasverband für das Bistum Magdeburg e.V. mit seiner Arbeit wieder bewusst den Schwerpunkt auf den qualitativen Ausbau sowie die Unterstützung und Begleitung von Kindertageseinrichtungen. Er schuf dafür ein eigenes Referat – das Referat Kindertageseinrichtungen und Horte – und Marita Magnucki nahm im Jahr 2004 die Arbeit mit den Schwerpunkten Sozialpolitik, Fachberatung, Fort- und Weiterbildung, Aufbau eines Qualitätsmanagement-Systems für Kindertageseinrichtungen sowie Fachpolitik im KTK-Verband auf.

Der Bildungsaspekt bekam mit dem neuen sachsen-anhaltischen Bildungsprogramm – Bildung: elementar, Bildung von Anfang an (das auch für die katholischen Kindertageseinrichtungen verbindlich wurde) – einen großen Stellenwert für die pädagogische Arbeit in allen Kindertageseinrichtungen, einschließlich der Horte. So begann im Rahmen der Umsetzung des Bildungsprogramms eine Welle von Fortbildungen, die vom Referat und den katholischen Bildungshäusern angeboten wurden.

Die sozialpolitische Herausforderung für das Referat lag zum einen darin, das Recht jedes Kindes auf Religion einzufordern und in das 2013 überarbeitete Bildungsprogramm zu implementieren; mit dem Bildungsbereich „Grundthemen des Lebens“ ist dies auch gelungen.

Eine weitere sozialpolitische Herausforderung lag in der Finanzierungsumstellung der Kinderförderung, die vom Zuwendungsrecht in das Leistungsrecht geht. Träger, Leiterinnen sowie das gesamte Kita-System wurden auf die Leistungs-, Qualitäts- und Entgeltverhandlungen vom Caritasverband vorbereitet. Es entstanden Arbeitshilfen, welche die Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen unterstützen.

Das fachliche und fachpolitische Thema „Kinder unter drei Jahren in katholischen Kindertageseinrichtungen“ weitete sich in den letzten Jahren aus, gab es doch zu DDR-Zeiten im katholischen Bereich keine Kinderkrippen; in der Zeit vor der Wende wurden lediglich vereinzelt Kinder ab dem zweiten Lebensjahr im Kindergarten aufgenommen.

Die neue Themenvielfalt spiegelt sich auch im entstehenden QM-System (= Qualitätsmanagement) für Kindertageseinrichtungen wider. So ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Qualität ein wesentliches Merkmal katholischer Kindertageseinrichtungen.

Von Bedeutung ist die partizipative Arbeitsweise im Referat. So wurde unter anderem das QM-Handbuch Religion „Die Welt des Glaubens entdecken – erleben und als Christ handeln“ im Rahmen von Schreibwerkstätten mit Leiterinnen, Trägern und Erzieherinnen unter wissenschaftlicher Begleitung entwickelt und von der katholischen Hochschule in Freiburg wissenschaftlich begleitet.

Die Verantwortung für die Religiösen Kleinkindstunden, früher Frohe Herrgottstunden genannt, gingen aufgrund der geänderten Förderstrukturen der Mittel des Bonifatiuswerkes im Jahr 2017 in den Verantwortungsbereich des Bischöflichen Ordinariates Magdeburg über.

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Orte des gelebten Glaubens


Der katholische Kindergarten war von Anfang an ein Ort, an dem Glauben gelebt und bezeugt wurde. Menschen, die ihren Glauben bezeugten und daraus lebten, gründeten Kindergärten. Kindergärtnerinnen gaben Frohe Herrgottstunden bis in die 1970er Jahre hinein und prägten die Einrichtungen mit. Der religionspädagogische Ansatz war klassisch ein katechetischer, war Glaubensvermittlung. Dabei spielt die Freude und die Bedeutsamkeit der Dinge immer eine wesentliche Rolle. Der katholische Kindergarten und seine Nachfolger leben bis heute auch von und mit Symbolen, Ritualen, Gebeten, Liedern und Festen.

Heute gehört religiöse Bildung in den Kindertageseinrichtungen zum Kernbestand ihrer Bildungsarbeit. In einer multikulturellen und -religiösen Gesellschaft kommt der interreligiöse Aspekte hinzu, wird lebensweltorientiert gearbeitet.

Es wird viel Wert darauf gelegt, auch konfessionsungebundene pädagogische Fachkräfte in der religionspädagogischen Arbeit zu begleiten.
In einem Land wie Sachsen-Anhalt werden heutzutage katholische Kindertageseinrichtungen meist von nicht konfessionsgebundenen Kindern besucht. Eltern, die konfessionsungebunden sind, wählen für ihr Kind insbesondere auch wegen der Religion eine katholische Kindertageseinrichtung, so ergab eine im Jahr 2015 durchgeführte Umfrage in allen katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Magdeburg (siehe auch unter: www.caritas-magdeburg.de).

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Fachpersonal in katholischen Kindergärten


Zu DDR-Zeiten gab es ein eigenes kirchliches Ausbildungssystem für Kindergärtnerinnen und Kindergartenhelferinnen. Demgegenüber wurden katholische Kindergärten nicht staatlich finanziert, ebenso wurden ihre Erzieherinnen nicht staatlich anerkannt. Und dennoch oder gerade: Diese Kindergärtnerinnen waren sehr gut qualifiziert und sie waren Zeuginnen des Glaubens, hatten sie sich doch sehr bewusst für die Kirche entschieden.

Die Vergabe von Arbeitsplätzen in den katholischen Kindergärten erfolgte zentral vom Caritasverband aus. Die Fort- und Weiterbildung fand meist im eigenen Bildungshaus in Bad Kösen bei Naumburg statt. Dabei wurde ein besonderer Schwerpunkt schon immer auf die Qualifizierung und Begleitung von Leiterinnen gelegt, da sie eine Schlüsselposition im Kindergarten damals hatten und heute haben.

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Die Gestaltung von Übergängen


Wir sehen: Die Entwicklung geht von der Bewahranstalt der ersten Kindergärten bis zur heutigen Kindertageseinrichtung als Bildungseinrichtung. Betreuung – Erziehung – Bildung: Diese Triade gehört untrennbar für Kindertageseinrichtungen zusammen. Die Schwerpunkte wurden im Verlauf der letzten hundert Jahre stetig anders gesetzt und verändert. Die pädagogische Arbeit wurde danach ausgerichtet, sie zeichnet sich durch zahlreiche Innovationen aus.

Für katholische Kindertageseinrichtungen ist das christliche Menschenbild eine maßgebliche Größe und Orientierung. Hinzu treten Bildungsbegriffe, Bildungsprogramme und eine reichhaltige pädagogische Arbeit voller Nuancen. Das Bild vom Kind zeigt uns heute, wo wir über Kinderrechte und das Kind als Subjekt seiner Bildungsprozesse reden, wie Bildungsprozesse zu gestalten sind. Diese Übergänge professionell mitzugestalten ist stets eine Herausforderung für die Referate im Caritasverband gewesen. Dies bedeutet zu allen Zeiten, die Praxis daran auszurichten, gesellschaftliche Erfordernisse im Blick zu haben und sozialpolitisch zu gestalten.

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